Wenn nur jeder seinen Job machen würde!

von | 3. Dez 2022 | Führung

Verantwortung übernehmen heißt Antworten geben

 

Als anerkannter Experte mit langjähriger Erfahrung als Führungskraft war mein Coachee gebeten worden, sein Themengebiet in einem der zentralen Großprojekte des Unternehmens zu vertreten. Neben seinen weiterlaufenden Linienaufgaben arbeitet er sich hochmotiviert in seine Teilprojekte ein und liefert Daten und fachliche Konzepte. Als „alter Hase“ kennt er viele der Kollegen aus anderen Abteilungen und sorgt immer wieder dafür, dass Probleme auf dem kleinen Dienstweg gelöst werden.

Mit der hohen Arbeitsbelastung aus zusätzlichen Aufgaben und dem Zeitdruck des Projekts geht er relativ gelassen um. Was ihn jedoch stark beunruhigt ist die Beobachtung, dass einige jüngere Kollegen offensichtlich überfordert sind. Wechselnde interne Ansprechpartner und externe Berater machen es zudem nicht gerade einfach, den Überblick zu behalten. „Wie kann ich denn da sicher sein, dass jeder seinen Job macht und wir unsere Ziele erreichen?“

So berechtigt seine Frage mit Blick auf den anspruchsvollen Meilensteinplan und die Bedeutung des Projekts ist – was kann er darauf antworten?

Positives Feedback seiner Führungskraft und die Wertschätzung seiner Beiträge durch Kollegen im Projekt nimmt er auf Nachfrage zwar wahr, seine Befürchtungen mindert das jedoch nicht.
Eine kleine Skizze der Aufgabenpakete seines Teilprojekts macht schnell klar: auch wenn er sein ohnehin schon hohes Engagement verdoppelt, wird er selbst die vermuteten Lücken der Kollegen nicht schließen können. Und seine Einsicht, eben ein Perfektionist zu sein, ist auch nicht hilfreich: so ist er nun einmal und bisher war sein hoher Anspruch an sich selbst durchaus ein Treiber seiner Karriere.

Mit einem wertschätzenden Blick auf sein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein bringen uns Überlegungen zur komplementären Verantwortung in Unternehmen weiter. Die Unterscheidung zwischen „Verantwortung für“ und „Verantwortung bezogen auf“ für seine Rolle ganz konkret zu definieren, erlaubt die eigene Verantwortung realistischer mit seinen Handlungsmöglichkeiten abzugleichen. Diese Überlegungen führen zu einer spürbaren Entlastung. Seine weiteren Handlungsoptionen liegen nun unmittelbar klar auf der Hand und er kann sich mit neuem Elan und Zuversicht auf seine Aufgaben fokussieren.

 

Foto von Adli Wahid auf Unsplash

Dr. Christine Gindert

„Mich fasziniert die Eigenart der Menschen und Organisationen.“

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