Bitte oder Ansage
Einige Unternehmen fordern in den letzten Wochen mehr oder weniger freundlich ihre Mitarbeiter auf, wieder ins Büro zurückzukehren. Gute Gründe aus Unternehmenssicht werden da genannt: anspruchsvolle Probleme seien oft nur in engem Austausch zu erledigen, der persönliche Austausch sei wichtig – nicht nur in der Kaffeepause, um für die eigene Karriere förderliche Verbindungen zu knüpfen. Sondern auch, um komplexe Probleme zu lösen. Teamarbeit leide unter mangelnder Sichtbarkeit. Und schließlich sei der soziale Austausch auch wichtig für das Wohlbefinden. Das ist zweifellos so – und doch mögen manche Führungskräfte auch befürchten, „aus den Augen“ könnte auch bedeuten, Kontrolle zu verlieren.
Da ist was dran – andererseits ist das Homeoffice nach den Jahren der Pandemie gut etabliert, erleichtert vielen eine bessere Work-Life Balance und hat teilweise eine Reduzierung der Büroflächen ermöglicht.
Der beklagte Mißbrauch ist zudem vermutlich nicht aufs Homeoffice beschränkt.
Wenig überzeugend scheint jedoch das Argument geringerer Produktivität: Laut einer Umfrage des ifo-Instituts vom Oktober 2023 gehen 60,1 Prozent der Unternehmen von einer unveränderten Produktivität bei voller Anwesenheitspflicht aus. 8,3 Prozent der 9.000 befragten Unternehmen gehen davon aus, dass ihre Mitarbeitenden weniger produktiv wären. 32,6 Prozent der Unternehmen erwarten hingegen einen positiven Effekt auf die Produktivität ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Empfehlung ist also, die veränderte Realität anzuerkennen: das Homeoffice ist etabliert – zumindest wo es aus Prozess-/technischen Gründen umsetzbar ist. Wenn die Anweisung „zurück ins Büro“ in den richtigen Kontext gestellt (und nicht nur unter Berufung auf eine zu geringe Produktivität) und gut kommuniziert wird, kann es durchaus von Vorteil für Arbeitgeber und Arbeitnehmende sein, wieder vermehrt im Büro zu arbeiten.